12. Juni 2018 19:00 Uhr / Alle
FIAS Forum: Die Bilder hinter den Bildern
Was bildgebende spektroskopische Verfahren in Kunstanalytik und Archäologie sichtbar machen
Veranstaltungsort: FIAS Hörsaal
Chemiker Matthias Alfeld untersucht an der Sorbonne Université in Paris Kunstwerke großer Meister und archäologische Fundstätten mit modernen wissenschaftlichen Methoden.
Der Vortrag:
Bei der bildgebenden Spektroskopie wird für jeden Bildpunkt ein vollständiges Spektrum aufgenommen. Aus diesen Daten können dann chemische Verteilungsbilder berechnet werden, die je nach der verwendeten Wellenlänge Informationen über die Oberfläche eines Objektes oder die Schichten darunter liefert. Bildgebende Spektroskopie mittels Röntgenfluoreszenz Analyse (RFA) hat es in den vergangenen Jahren erlaubt, neue Einblicke in Gemälde zu gewinnen. Die Methode entwickelte sich innerhalb weniger Jahre von einer experimentellen Technik an Teilchenbeschleunigern zu einer kommerziell verfügbaren Methode. Ihre Möglichkeiten werden an Hand von Werken Vincent van Goghs und Rembrandts gezeigt. Die Friese des Siphnierschatzhauses (um 525 v. Chr.) am Orakel von Delphi waren ursprünglich farbig gestaltet. Von dieser Pracht ist heute nur noch wenig erhalten. An diesem Beispiel wird gezeigt werden, wie bildgebende Spektroskopie im sichtbaren Bereich und dem nahen Infrarot zusammen mit RFA die klassische Archäologie ergänzt und es erlaubt, neue, bisher verborgene Spuren zu finden. Der Malstil des alten Ägypten ist sehr charakteristisch und auch für Laien leicht zu erkennen. Entsprechend dem streng formalen Aufbau wird häufig auch von einer streng formalen Ausführung ausgegangen. Unsere Messungen in mehreren Gräbern aus der Zeit Ramses II (1303-1213 v. Chr) in der Nekropole zu Theben nahe Luxor zeigen jedoch, dass auch innerhalb eines Grabes Maltechnik und Pigmentnutzung deutliche Unterschiede aufweisen können.
Über den Sprecher:
Matthias Alfeld wurde 1981 in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg geboren. Nach seinem Abitur und einer Ausbildung zum Chemisch-Technischen Assistenten schloss er 2008 an der Universität Hamburg den Studiengang Diplom Chemie ab. Verbindungen aus einem ERASMUS Austausch an der Universität Antwerpen in Belgien nutzend, promovierte er von 2008 bis 2013 an den Universitäten von Hamburg und Antwerpen in Chemie. Thema seiner Arbeit war dabei die Entwicklung bildgebender makro-Röntgenfluoreszenz Analyse (RFA) für die Untersuchung historischer Gemälde. Nach seiner Promotion arbeitete er von 2013 bis 2015 am Deutschen Elektronen Synchrotron DESY in Hamburg an der Untersuchung mikroskopischer Proben mittels RFA und der Entwicklung fortgeschrittener Datenauswertungstechniken. Seit 2015 ist er Junior Chair im Labor für Molekulare und Strukturale Archäologie (Laboratoire d’Archéologie Moléculaire et Structurale (LAMS), CNRS, UMR 8220) an der Sorbonne Université in Paris. Dort beschäftigt er sich mit der Untersuchung von Farbresten an archäologischen Objekten mittels bildgebender RFA und optischer Spektroskopie.